Warum Tierbeschäftigung so wichtig ist

Kreative Ideen für Affe, Eisbär und Co.

Futterluken, große und kleine Bälle, geflochtene Seile, eine ganze Palette verschiedenster Düfte und Gewürze, Röhren und Kartons: für die Tierbeschäftigung, auch Behavioural Enrichment genannt, gibt es unzählige Möglichkeiten.

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Stabiles Spielzeug: Eisbärmädchen Nana liebt es, mit ihrem Ball zu spielen
„Abwechslung ist das Wichtigste“, weiß Zoo-Kurator Fabian Krause. „Es geht darum, die natürlichen Fähigkeiten und Instinkte der Tiere vielseitig anzuregen und zu fordern.“ Dafür ist das Zoo-Team immer im Einsatz, probiert, bastelt, baut – und wird tierisch kreativ.
Tierpflegerin bestückt den Termitenhügel auf der Gorillaanlage
Tierpflegerin Susanne Hübner bestückt den Termitenhügel auf der Gorillaanlage
Bei einem großen Teil der Beschäftigung spielt Futter eine Rolle: „In der Wildnis verbringen Tiere sehr viel Zeit mit der Nahrungssuche. Das können wir im Zoo auf verschiedene Weise nachstellen“, erklärt der Zoologe. Zum Beispiel indem ein Teil des Futters in kleinen Stückchen überall auf den Tieranlagen verteilt und versteckt wird.
Die Drills bekommen Hölzer, die mit Leckereien gefüllt sind.
Knifflig: Die Drills bekommen Hölzer, die mit Leckereien gefüllt sind
Aber auch schon beim Bau und der Konzeption von Anlagen ist Kreativität gefragt. Das Planungs-Team macht sich bereits im Vorfeld Gedanken, was zur Tierbeschäftigung direkt integriert werden kann. „Bei unseren Eisbären und Schimpansen haben wir Futterklappen einbauen lassen“, berichtet Fabian Krause. „Diese werden morgens befüllt und können per Fernbedienung irgendwann am Tag geöffnet werden.“ Auf der neuen Elefantenbullenanlage wird frisches Heu und Gras in Futterlöchern versteckt. Die Tiere stecken ihren Rüssel durch eine runde Öffnung und zupfen das Futter nach und nach heraus. „Das dauert deutlich länger und fördert die Motorik“, so Krause. Auch die Gorillafamilie wird immer wieder knifflige Herausforderungen gestellt. In einem Termitenhügel liegen Röhrchen verborgen, die mit leckerem Tee befüllt sind. Mit dem passenden „Werkzeug“, also einem Stock oder Grashalmen, können die Tiere sich ihr Lieblingsgetränk herausarbeiten.
Die Gorillas haben ordentlich zu tun, an den leckeren Tee im Termitenhügel zu gelangen
Raffiniert: Die Gorillas haben ordentlich zu tun, an den leckeren Tee im Termitenhügel zu gelangen
Wirklich dufte wird es bei den Großkatzen: Sie stecken ihr Revier mit Duftmarken ab. „Daher nutzen wir bei Tiger, Löwe und Leopard unter anderem Gewürze und Parfums“, erklärt der Zoologe. Die Tierpfleger verteilen Duftnoten auf Baumstämmen, Felsen oder Bambus. Die Katzen haben dann viel zu tun, die Duftspuren zu erschnüffeln und ihre eigene Note darüber zu setzen. Besonders beliebt sind möglichst derbe Herrendüfte, haben die Tierpfleger herausgefunden.
Für feine Katzennasen: Parfüm für Löwen - spannend zu schnuppern!
Dufte: Parfum für die Großkatzen
Aber auch Spielzeug ist gefragt. Katzentypisch sind auch Tiger und Co. Karton-Liebhaber. Allerdings gehen Großkatzen etwas gröber vor und zerlegen die Pappe in kleines Konfetti. Länger lebt der von den Tierpflegern geflochtene Tauknoten, der an der Tempelsäule bei den Tigern angebracht ist. Mit einem entsprechenden Duft besprüht, hat das Tau schon dem einen oder anderen Prankenhieb standgehalten.
Tiger müssen Geschick beweisen, um das Fleisch an der Tempelsäule zu erreichen
Herausfordern: Die Tiger müssen Geschick beweisen, um das Fleisch an der Tempelsäule zu erreichen
Um Stabilität geht es auch beim Spielzeug der Eisbären: Hinter den Kulissen haben Eisbärmädchen Nana und ihre Eltern ein riesiges Repertoire an großen und kleinen Bällen, Kästen, Matten. „Das meiste bestellen wir bei einem Fachhändler“, erzählt Krause. Denn das Spielzeug muss besonders strapazierfähig sein, Krallen und Zähne der großen Raubtiere aushalten. Immer wieder können die Tierpfleger ihre Schützlinge mit etwas Anderem überraschen. „Wenn Nana ein Spielzeug einmal mehrere Wochen nicht hatte, ist es wieder richtig spannend. Wie bei Menschenkindern“, lacht Krause. Aber auch Eisbären haben Lieblingsspielsachen: „Der kleine rote Ball ist wirklich viel im Einsatz“, bestätigt Krause.
Eisbär spielt mit Boje
Eisbär spielt mit Tonne
Oft werden die Zoo-Handwerker und Tierpfleger auch selbst prouktiv. So bastelte das Team von Yukon Bay aus ausgedienten, gespendeten Feuerwehrschläuchen eine Matte, mit der die Bären in den Wellen abtauchen können. Die Tischler haben von den Kollegen aus Afi Mountain eine knifflige Aufgabe gestellt bekommen: Sie sollen möglichst langlebige Hölzer mit Löchern für die Drills herstellen, in denen die Pfleger Samen und Rosinen verstecken können. „Bislang ist aber jedes Holz den scharfen Drill-Zähnen erlegen“, resümiert Krause. „Wir bleiben dran.“
Eisbär mit Torte
Highlight vieler Tiere im Sommer sind die beliebten Eistorten! Die Tierpfleger stellen sie in den kreativsten Kreationen her: Mit Äpfeln, Ananas, Melone und Weintraube, mit Möhren, Gurke und Zucchini oder, für das besondere Aroma, auch mit Fisch und Fleisch. „Das ist an warmen Sommertagen eine schöne Abkühlung für die Tiere, mit der sie eine Weile beschäftigt sind“, so Zoo-Kurator Fabian Krause.