Zoogeschichte

Vom Stadtpark zum Erlebnis-Zoo

1860 setzten sich bildungsinteressierte Bürger für die Gründung eines Zoos in Hannover ein – ein Zoo von Bürgern für Bürgerinnen und Bürger zur Förderung der Naturkunde. König Georg V. versprach zur Gründung zwar zwei Bären, aber keine weitere Unterstützung. Zur Finanzierung gründeten die Bürger einen Aktienverein. Eine Aktie kostete 20 Taler. Als 23.000 Taler zusammengekommen waren, beschlossen die Aktionäre am 25. Februar 1863, mit dem Bau des Zoos zu beginnen.

Am 4. Mai 1865 wurde der Zoo feierlich eröffnet. Knapp 500 Tiere lebten damals im Zoo, darunter ein Löwenpaar und die Braunbären Butz und Petz, das Geschenk von König Georg V. Den Mittelpunkt bildete des Zoos bildete eine romantische Felsenanlage für Gebirgstiere, mit Greifvogel-Voliere, Aquarium und Grotten für Raubtiere. Die verschiedenen Teilbereiche waren durch die „Verlobungsbrücke“ miteinander verbunden.
Zoo-Historie: GemäldeVerlobungsbrücke im historischen ZooBild: Bären Butz und Petz
Zoo-Historie: Gemälde
Verlobungsbrücke im historischen Zoo
Bild: Bären Butz und Petz

Verlobungsbrücke (Illustration) | Verlobungsbrücke | Bären Butz und Petz

Der neue Zoo entwickelte sich schnell zum Publikumsmagneten. Bereits im ersten Jahr kamen 91.922 Besuchende. Zum Vergleich: In Hannover lebten damals nur etwa 68.000 Menschen. Neben den exotischen Tieren bot der Zoo auch jede Menge anderer Attraktionen: Besonders beliebt waren die nächtliche Illumination der Felsenanlage, Gartenfeste und Konzerte. Zudem beteiligte sich der Zoo an den sogenannten „Völkerschauen“.
Poster aus der kolonialen Vergangenheit

ERFORSCHUNG DER VERGANGENHEIT

In Hannover begann diese Zurschaustellung exotisierter Menschen 1878. Da die Thematik der sogenannten Völkerschauen bislang nicht umfassend erforscht worden war, beauftragte der Zoo im Jahr 2022 einen Historiker und eine Historikerin, eine unabhängige wissenschaftliche Studie zu kolonialen Spuren im Zoo Hannover in Bezug auf die sogenannten „Völkerschauen“ zwischen 1878 und 1932 zu erarbeiten. Die Erkenntnisse dieser ausgiebigen Recherche sind jetzt in einer über 150 Seiten umfassenden wissenschaftlichen Publikation zusammengefasst, die hier zum Download zur Verfügung steht.

Zur Studie

Der Zoo wuchs beständig. 1866 kam das große Raubtierhaus hinzu, 1880 das erste Elefantenhaus. 1891 wurde das im orientalischen Stil mit Minaretten und Kuppel gebaute Haus für Antilopen, Kamele und Giraffen fertiggestellt. 1911 setzte der Zoo erstmals die richtungsweisende Idee von Carl Hagenbeck um, Tiere in gitterlosen Freisichtanlagen zu zeigen. Die Affeninsel im Schwimmvogelteich wurde zum Hauptanziehungspunkt, besonders wenn die Tierpfleger zur Fütterung der Äffchen zur Insel ruderten und lebhaft von den Tieren begrüßt wurden.

Der erste Weltkrieg setzte dem Ausbau des Zoos ein Ende. Die Besucherzahlen sanken, die Futterkosten stiegen, wenn es das benötige Futter überhaupt gab. Im Januar 1920 schließlich konnten die Tierhäuser nicht mehr geheizt werden, weil es kein Brennmaterial mehr gab. Der Aktienverein, der den Zoo einst gegründet hatte, konnte den Zoo nicht mehr halten. 1920 übernahm ihn die Stadt Hannover.

Aber auch die Stadt resignierte bald vor den tierischen Aufgaben und Kosten, die ein Zoo mit sich bringt. Für die Sanierung fehlte das Geld und die wenigen Tiere, die den Krieg überlebt hatten, lockten nicht viele Besucher an. Am 1. Oktober 1922 wurde der Zoo geschlossen, die Tiere verkauft, das Inventar versteigert.
Bild: Minarett Plakat WiedereröffnungBild: Zoo im zweiten Weltkrieg
Bild: Minarett
Plakat Wiedereröffnung
Bild: Zoo im zweiten Weltkrieg

Giraffenhaus mit Minaretten und Kuppel (1891) | Plakat Wiedereröffnung | Zerstörung im zweiten Weltkrieg

Doch die Stadt hatte nicht mit ihren Bürgerinnen und Bürgern gerechnet, die ihren Zoo behalten wollten! Eine Initiative zur Rettung des Zoos gründete sich. Also erhielt die Stadt den Zoo in Zusammenarbeit mit der Tierhandelsfirma Ruhe aus Alfeld. Bis zum Herbst 1924 wurden ein Raubtierhaus, ein Affenfelsen für Paviane und eine Löweninsel neu erbaut – mit tatkräftiger Unterstützung der Bürger. Im Mai 1924 konnte der Zoo wieder eröffnet werden.

1932 wurde der Zoo schließlich komplett an Ruhe verpachtet und damit zum „Schaufenster“ des Tierhändlers. Viele Tiere waren nur wenige Wochen im Zoo, bevor sie wieder verkauft werden. Im zweiten Weltkrieg wurde der Zoo nahezu komplett zerstört, 1944 geschlossen und erst 1946 provisorisch mit geringem Tierbestand wieder eröffnet. Der Neubau begann in den fünfziger Jahren. Es entstanden Häuser für Nashörner, Elefanten, Giraffen- und Antilopen, eine Robben- und Pinguinanlage.
Historischer Zoobau

Chronologie der Zoobauten

Zoo im Wandel der Zeit

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1972, als die Ära des Tierhandels durch weltweite Naturschutz-Abkommen zu Ende ging, übernahm die Stadt den Zoo wieder in eigener Regie.

Anfang der 1990er Jahre entsprachen der Erlebniswert des Zoos und die Tierhaltung nicht mehr den zeitgemäßen Anforderungen. Aber für die dringend erforderlichen Investitionen fehlten die öffentlichen Zuschüsse. Es stellte sich die Frage: Schließen oder einen Neuanfang wagen?
Postkarte 100 Jahre Zoo

Postkarte zum 100-jährigen Jubiläum

Neuanfang! Zunächst wurde das städtische Amt in eine GmbH umgewandelt, diese dann 1994 an den Kommunalverband Großraum Hannover veräußert (heute: Region Hannover). Zoofachleute, Architekten und Freizeitforscher entwickelten in enger Zusammenarbeit das Konzept „Zoo 2000“, mit dem sich der Zoo erfolgreich am Ideenwettbewerb der EXPO 2000 beteiligte.

Es begann der Umbau zum Erlebnis-Zoo: 1996 entstand der Gorillaberg, 1997 der Dschungelpalast, 1998 Meyers Hof. 2000, nach zwei Jahren Bauzeit, bahnte sich der Sambesi seinen Weg durch die afrikanische Steppe, Wüste und Savanne. 2010 folgten das Outback und die Kanadalandschaft Yukon Bay, von 2013- 2017 Afi Mountain, das Reich der Menschenaffen, 2023 das Zoologicum, 2024 das Amphibium. Die thematisierten Landschaften wurden zum Vorbild für den modernen Zoobau und die Anzahl der Besuchenden stieg auf kontinuierlich rund 1 Mio. Gäste an.

Heute ist der Erlebnis-Zoo eines der beliebtesten Ausflugsziele in der Region Hannover und europaweit bekannt. An seiner Attraktivität arbeitet das Zoo-Team ungebremst begeistert weiter: Im Masterplan 2025+ werden Ideen von Madagaskar bis Südamerika vorgestellt – zurzeit baut der Zoo an der Erweiterung des Dschungelpalastes mit einer Laufhalle für die Elefanten sowie Anlagen für Orang-Utans und Gibbons.
Nashorn am SambesiBlick ins AmphibiumSo sieht der Dschungelpalast in Zukunft aus: Erweiterte Anlage mit Glaskuppel
Nashorn am Sambesi
Blick ins Amphibium
So sieht der Dschungelpalast in Zukunft aus: Erweiterte Anlage mit Glaskuppel

Moderne Themenwelt Sambesi | Zoologicum | Konzept Dschungelpalast-Erweiterung