Seltene Berberlöwen-Jungtiere erobern ihr Reich

Erster Ausflug der Drillinge im Erlebnis-Zoo Hannover

Es gab so viel zu entdecken, zu beschnuppern, anzuspringen und zu erklettern: Im Erlebnis-Zoo Hannover erkundete der dreifache Nachwuchs der seltenen Berberlöwen heute sein Reich am Ufer des Sambesi. Ab jetzt sind die kleinen Löwen (wetterabhängig!) täglich bei ihrer Erkundungstour zu beobachten.*

Drei Löwen-Jungtiere klettern durch ihr Zuhause
Am 20. Februar brachte Berberlöwin Zara-Sophie drei Jungtiere – zwei Weibchen und ein Männchen – zur Welt und behütete sie in der Wurfbox hinter den Kulissen bestens: Aus den anfangs etwa 1,5 kg leichten, noch hilflosen Fellknäueln sind inzwischen etwa 9 kg schwere, katzentypisch neugierige Mini-Löwen geworden, die sich schon kräftig im Anschleichen und Anspringen, im Fauchen und Kratzen üben.
Beim Ausflug an den Sambesi konnten sie das Geübte dann gleich umsetzen: Jeder Grashalm wurde angesprungen, jeder Baumstamm erklettert, jede Pflanze angefaucht. Am mutigsten zeigte sich dabei das kleinste der noch namenlosen Jungtiere: „Die Zierliche war immer schon die lebhafteste“, erzählen die Tierpfleger. Ihr Lieblingsspiel: Mutter Zara in die Hinterbeine zwicken – und schnell weglaufen. Immer wieder rauften und balgten die drei Kleinen miteinander, spielten Fangen und eroberten jeden Winkel des Löwen-Canyons. Das Trio hielt seine liebevoll-wachsame Mutter gut auf Trab, die jeden Schritt der Jungtiere überwachte und zeitgleich die Umgebung aufmerksam beobachtete.
„Zara-Sophie war von Anfang an eine sehr gute Mutter, die sich bestens um ihren Nachwuchs gekümmert hat“, erzählte Zoo-Geschäftsführer Andreas M. Casdorff. Erst im August 2022 war die Berberlöwin im Rahmen eines internationalen Zuchtprogramms als neue Partnerin für Kater Basu aus dem Nationalzoo Rabat in Marokko nach Hannover geholt worden. Die beiden hatten gleich sehr gut harmoniert. „Der dreifache Nachwuchs ist ein großer Erfolg für die internationale Zusammenarbeit der zoologischen Institutionen, um den in der Wildbahn ausgestorbenen Berberlöwen zu erhalten“, so Casdorff.

Nur durch Zoos gerettet

Denn Berberlöwen sind äußerst selten: In ihrer Nordafrikanischen Heimat sind sie seit Mitte des 20. Jahrhunderts in der Natur ausgestorben – ausgerottet durch den Menschen. Nur geschützt in Zoos haben die Berberlöwen überlebt, viele sind Nachkommen aus dem marokkanischen Nationalzoo. Seit 2010 gibt es sie auch im Erlebnis-Zoo Hannover.
Mit der Nachzucht der seltenen Berberlöwen engagiert sich der Erlebnis-Zoo aktiv im ex situ-Artenschutz – der Zucht und Bewahrung der Tiere außerhalb ihres ursprünglichen Lebensraumes. Im Erlebnis-Zoo ist es dritte Wurf bei den Berberlöwen: 2011 hatte das Berberlöwen-Paar Binta und Chalid zweifachen, 2014 dreifachen Nachwuchs. Für Basu und Zara ist es der jeweils der erste Nachwuchs.

Forschung sieht wachsende Bedeutung der Zoos

Wie wichtig die Anstrengungen der weltweiten Zoogemeinschaft sind, in der Wildbahn ausgestorbene Tierarten zu erhalten, hat jüngst ein Forschungsteam vom Londoner Institute of Zoology ermittelt. 84 Tier- und Pflanzenarten gibt es aktuell nur noch in Zoos, Aquarien, botanischen Gärten oder Saatgutbanken. Ohne die Artenschutzbemühungen der engagierten Organisationen seien Arten wie die Säbelantilope, Socorrotaube, Weihnachtsinsel-Kettengecko, Kihansi-Gischtkröte und Davidshirsch längst verloren, so die Froschenden.
Angesichts des zunehmenden Verlusts der Artenvielfalt gewinnen Zoos und andere arterhaltende Einrichtungen zukünftig weiter an Bedeutung. „Es gibt echte Chancen, das Aussterben zu verhindern und verloren gegangene Arten wieder auszuwildern, und wir müssen sie nutzen“, so die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. (Quelle: https://www.science.org/doi/10.1126/science.add2889)