60 Kilo in 365 Tagen

Erlebnis-Zoo Hannover: Nachwuchs bei den seltenen Berberlöwen wird ein Jahr alt

Vor genau einem Jahr, am 20. Februar 2023, kamen im Erlebnis-Zoo Hannover drei Jungtiere bei den seltenen Berberlöwen zur Welt. Die damals 1,5 Kilo leichten Welpen sind in 365 Tagen zu stattlichen, rund 60 kg schweren Junglöwen herangewachsen! Gemeinsam mit dem Paten der Tiere, dem Verein der Zoofreunde Hannover e.V., stellte der Zoo heute die Entwicklung des Nachwuchses vor.

Drei Löwenjungtiere schleichen sich an ein Strohnest an
Vom hilflosen, blinden Neugeborenen zur jagdfähigen Großkatze in nur einem Jahr: „Wir sind froh und auch stolz, dass sich der Löwennachwuchs hier im Zoo so gut entwickelt hat“, erklärte Zoo-Geschäftsführer Andreas M. Casdorff, „in der Wildbahn liegt die Überlebensrate bei Löwen bis zum Erwachsenenalter bei nur etwa 25 bis 33 Prozent.“
Nach der Geburt beobachtete das Zoo-Team die Löwenmutter mit ihren Jungtieren über eine Kamera in der Wurfbox, um die Aufzucht nicht zu stören. „Es ist der erste Nachwuchs für die junge Löwin, aber sie hat das bestens gemacht. Sie hat sich direkt um ihre Jungen gekümmert“, erzählte Tierpfleger Marcel Rehse. Schon nach einer Woche bewegten sich die Kleinen robbend-krabbelnd umher.
Die Löwen-Jungtiere haben sich prächtig entwickelt
Ende März hatte sich bei den Jungtieren das Sehvermögen vollständig entwickelt, Ansätze von Milchzähnen zeigten sich. Die Jungtiere waren bereits deutlich mobiler und kletterten über den Rand der Wurfbox. Bei der ersten Untersuchung durch die Zootierärzte brachten die Löwen bereits zwischen 4,3 und 5 Kilogramm auf die Waage. Endlich konnten auch die Geschlechter bestimmt werden: Zwei Weibchen und ein Männchen.
Im Mai 2023, drei Monate nach der Geburt, wogen die Jungtiere etwa 9 kg und konnten ihrer Mutter sicher folgen – Zeit für den ersten Ausflug auf die Außenanlage mit Blick auf Giraffen und Antilopen. Unter den wachsamen Augen der Mutter erlernten die kleinen Löwen, was sie für das spätere Leben benötigen: Anschleichen und Anspringen. „Löwen sind schnelle, aber keine ausdauernden Läufer, sie müssen sich an ihre Beute heranpirschen“, erläuterte Tierpfleger Rehse. Und so war gut zu beobachten, wie die Jungtiere flach auf den Boden gedrückt vorwärts robbten und zunächst jedes Grasbüschel und gerne auch die Mutter ansprangen. Am mutigsten und kletterfreudigsten zeigte sich dabei das kleinste Jungtier: „Die Zierliche, Zuri, war immer schon die lebhafteste“, so der Tierpfleger.
Die Löwenkinder spielen mit dem Löwenvater
Sie war es auch, die dem Zoo-Team zwischenzeitlich große Sorgen bereitete: Im Alter von sechs Monaten brach sie sich beim Klettern das linke Hinterbein. Die Fraktur wurde von den Spezialisten in der Stiftung Tierärztliche Hochschule gerichtet – nach einigen Wochen Stallruhe konnte das Löwenweibchen wieder ausgelassen mit seinen Geschwistern spielen.
Im Laufe der Monate veränderte sich nicht nur Jagdgeschick des Nachwuchses, sondern auch das Verhalten. Zeigte sich der kleine Kater Tayo zunächst zurückhaltend, liegt er mittlerweile oft sehr präsent neben seinem Vater. Mit zwölf Monaten sind bei ihm bereits Ansätze der Mähne zu sehen. Auch das zweite Löwenweibchen, Alani, hat sich von einem eher vorsichtigen zu einem forschen Jungtier entwickelt, das gerne in der Nähe des Löwenvaters ist und diesen auch schon mal in die Hinterbeine zwickt – was dieser duldet.
Eine junge Löwin schleicht sich auf einem Baumstamm an
„Es war spannend zu verfolgen, wie sich die drei Jungtiere binnen eines Jahres zu agilen Großkatzen entwickelt haben“, sagte der Vorsitzende der Zoofreunde, Christian Wagner, „zeitweilig konnte man den Eindruck gewinnen, ihnen beim Wachsen förmlich zuschauen zu können! Spannend wird es dann nochmal, wenn die Jungtiere später in einen anderen Zoo ziehen, damit sie eines Tages hoffentlich selbst zum Erhalt dieser beeindruckenden Tiere beitragen und ein eigenes Rudel gründen. Der Verein der Zoofreunde wird auch diese Entwicklung interessiert weiterverfolgen.“
Berberlöwen sind äußerst selten: In ihrer Nordafrikanischen Heimat sind sie seit Mitte des 20. Jahrhunderts in der Natur ausgestorben – ausgerottet durch den Menschen. Sie waren aufgrund ihrer beeindruckenden Statur und der imposanten Mähne ein beliebtes Ziel von Großwildjägern. Nur geschützt in Zoos haben die Berberlöwen überlebt, viele sind Nachkommen aus dem marokkanischen Nationalzoo Rabat. Seit 2010 gibt es sie auch im Erlebnis-Zoo Hannover.

Größenunterschied: Nach der Geburt und heute

Andreas M. Casdorff, die Zoofreunde Christian Wagner, Ines Voepel, Irmtraut Kanjahn und Tierpfleger Marcel Rehse präsentieren den Größenunterschied anhand von Silhouetten

Andreas Casdorff, Christian Wagner, Ines Voepel, Irmtraut Kanjahn, Marcel Rehse

„Mit der Nachzucht der Berberlöwen engagiert sich der Erlebnis-Zoo aktiv im Ex-situ-Artenschutz, also der Zucht und Bewahrung der Tiere außerhalb ihres ursprünglichen Lebensraumes“, erklärte Zoogeschäftsführer Casdorff. Wo der Löwennachwuchs aus Hannover einst leben und hoffentlich zum Erhalt der Berberlöwen beitragen wird, wird über das Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP) für den Afrikanischen Löwen entschieden. Die Experten des EEP koordinieren die gezielte Zucht mit den passenden Partnern, um langfristig eine gesunde, genetisch vielfältige Population der Berberlöwen in den Zoos zu erhalten.
Die Löwenmutter reibt den Kopf an einem ihrer Jungtiere
„Aber noch sind die Drillinge hier im Erlebnis-Zoo und wir freuen uns, ihre weitere Entwicklung beobachten zu können – denn eines können die Jungtiere noch nicht: löwenlaut brüllen!“ Löwen haben einen speziell ausgebildeten Kehlkopf, durch den ihr Brüllen kilometerweit zu hören ist. Als Resonanzräume für die Lautstärke dienen der Rachenraum, die Mund- und Nasenhöhlen. Je größer die Jungtiere werden, umso lauter wird die Stimme. „Wir werden also gespannt zuhören“, so Casdorff.