Amphibium

Das Reich
der Amphibien

Zoo ein Unternehmen
Artenschutz

Das Amphibium wird auf den Einzug der Tiere vorbereitet

Dieser Artikel erschien zuerst in der Ausgabe Frühjahr 2024 der Zoo-Zeitschrift JAMBO!.
Amphibium-Revierleiter Revin Meyer ist in dreifacher Funktion unterwegs: Im neuen Amphibium wird derzeit Wasser für die Amphibien bepflanzt, gemischt, gewärmt, gekühlt, um alles für den Einzug der Tiere vorzubereiten. Ein wahrer Balanceakt: „Alle Amphibien haben unterschiedliche Ansprüche an ihre Umgebung. Alles muss perfekt aufeinander abgestimmt sein, bis es ein rundes, harmonisches System ist.“
Und das dauert – teilweise wochenlang.
Im Frühsommer 2024 eröffnet der Erlebnis-Zoo das neue Amphibium, in dem die wenig bekannten und doch stark gefährdeten Tiere im Mittelpunkt stehen. „Etwa 40 Prozent der Amphibien sind vom Aussterben bedroht“, erklärt Revin Meyer, „wir wollen hier über diese faszinierenden Tiere informieren und zu ihrem Schutz beitragen!“
Ich bin Gärtner, Wasserchemiker und Tierpfleger in einem.

Revin Meyer, Revierleiter Amphibium

Letzte Handgriffe: Revin Meyer setzt Wasserpflanzen ein

Letzte Handgriffe: Revin Meyer setzt Wasserpflanzen ein

Alles im Blick: Bauleiter Marco Hustedt kontrolliert den Wassermischer

Marco Hustedt kontrolliert den Wassermischer

Wasserfall und Regenwaldbereich

Vorgestellt werden die Amphibien in Anlagen, die das jeweilige Ökosystem der Tiere widerspiegeln:
„Am spektakulärsten wird sicherlich das Winkerfrosch-Becken mit dem Wasserfall an der Felswand“, sagt Zoo-Bauleiter Marco Hustedt begeistert, „und natürlich das Titicaca-Riesenfrosch-Becken, das über zwei Meter hoch und komplett mit Wasser gefüllt ist. Und klasse wird auch der begehbare Regenwaldbereich.“
Hustedt hat den Bau des Amphibiums über drei Jahre lang betreut: Terrarien-Bau ist sehr zeitintensiv, da viele Leistungen der verschiedenen Gewerke wie kleine Zahnräder ineinandergreifen müssen, um am Ende auch zu funktionieren.“

Irgendwann ist alles in Harmonie

„Einfach die Tiere ins Wasser setzen, geht nicht!“, so Meyer. Das Wasser muss mindestens zwei bis drei Wochen im Terrarium stehen und täglich gemessen werden. "Irgendwann ist alles in Harmonie.“
Überhaupt spielt die Technik eine tierisch große Rolle: Es gibt Biofilter für die Wasserklärung, Wärmetauscher, UV-Klärung und Beregnungsanlagen. Letztere verstäuben das Wasser fein, um die Luftfeuchtigkeit bei den nicht vollaquatischen Tieren hochzuhalten. „Der Pfeilgiftfrosch fühlt sich tagsüber in einer Luftfeuchtigkeit von 80 Prozent wohl, nachts bei 100 Prozent.“ Natürlich wird der Tagesablauf über ein spezielles Licht simuliert. Andere Amphibien mögen es feucht, vertragen aber keine Staunässe. Für diese Anlagen gibt es eine besondere Lüftung mit Luftabsauger.
Revin Meyer hinter den Kulissen im Amphibium

Jedes Becken benötigt andere Bedingungen.

Während das Wasser für den Winkerfrosch auf 26°C temperiert werden muss, mag es der Titicaca-Riesenfrosch mit 14 -16°C lieber etwas kühler. Zudem braucht jede Art unterschiedliche Wasserqualitäten.
„Das ist eine Wissenschaft für sich“, erklärt Tierpfleger Meyer. „Alle Parameter müssen genau stimmen, schon kleine Fehler können fatale Folgen haben.“
So wird das Wasser in der Futterküche individuell „angemischt“ und erreicht dann über eine Ringleitung das jeweilige Becken.

Haltung
rettet Arten

Amphibium
Amphibium

Visualisierung: Jonas Lieberknecht

Mit der einsehbaren Zuchtstation im hinteren Teil des Amphibiums wird der Erlebnis-Zoo einen elementaren Beitrag zum Erhalt des bedrohten heimischen Feuersalamanders leisten.
„Wir werden die Tiere hier züchten, über sie informieren, aber auch forschen, wie dem Feuersalamander geholfen werden kann“, so Meyer. Denn der Feuersalamander ist durch einen eingeschleppten tödlichen Hautpilz bedroht! Langfristig sollen die wohl bekanntesten einheimischen Schwanzlurche hier gezüchtet werden, um sie später wieder in die Natur zurückzubringen
Amphibium Artenwand
Neben dem Schaubereich mit den bunten Edutainment-Stationen wirkt die einsehbare Amphibien-Zuchtstation eher schlicht.
„Man kann uns bei der Arbeit zusehen, die Habitate sind hier nicht aufwendig nachgebildet, sondern praktikabel“, erklärt Meyer, „aber die Tiere bekommen alles, was sie brauchen.“
So kann sich der Pátzcuaro-Querzahnmolch hier zum Beispiel in einer Plastikröhre verstecken anstatt in einer Felsspalte. Für den Molch macht das keinen Unterschied. Die Plastikröhre ist aber deutlich einfacher in der Gestaltung und Reinigung.
Feuersalamander

Netzwerk zum Schutz der Amphibien

Neben aller Technik benötigen die Tiere dringend Aufmerksamkeit und Unterstützung.
„Wenn die perfekten Verhältnisse für Amphibien schon hier im Zoo unter geschützten Bedingungen schwer nachzustellen sind, kann man sich vorstellen, wie gefährdet das ökologische Gleichgewicht in der Natur ist“, so Meyer.
Gemeinsam mit Citizen Conservation, einem Netzwerk von Zoos, Fachvereinigungen und privaten Tierhalterinnen und Tierhaltern, setzt sich der Erlebnis-Zoo dafür ein, Amphibien wie den Feuersalamander durch koordinierte Erhaltungszucht vor dem Aussterben zu bewahren.

Schon bald ziehen die ersten Tiere in das neue Amphibium ein

Im Frühsommer 2024 wird das Amphibienhaus dann für die Zoobesuchenden geöffnet. Für Tierpfleger und Amphibienfreund Revin Meyer geht damit ein persönlicher Traum in Erfüllung.
Ich habe mich lange auf so ein Projekt gefreut, das ist etwas ganz Neues für den Erlebnis-Zoo Hannover und mit dem Edutainment und der Aufzuchtstation einzigartig.

Making-of: Das neue Amphibium im Erlebnis Zoo Hannover

Dieser Artikel erschien zuerst in der Ausgabe Frühjahr 2024 der Zoo-Zeitschrift "JAMBO!".